Erstinfo für Flüchtlings-HelferInnen

Erstinformation für Helfer/innen in Flüchtlingsunterkünften und der Ehrenamtlichen Betreuung von Flüchtlingen und Asylsuchenden

Umgang mit Traumatisierung 

Die Situation von Flüchtlingen:

Menschen auf der Flucht können von einem sogenannten „Schocktrauma“ oder „Entwicklungstrauma“ betroffen sein. Im ersten Fall geht es um Ereignisse, die so lebensbedrohlich oder ausweglos erlebt worden sind, dass die Frauen, Männer oder Kinder sie nicht verarbeiten konnten. Traumata entstehen auch, wenn Menschen sich über eine lange Zeit nirgendwo sicher fühlen können und die Erfüllung von Grundbedürfnissen wie Schlaf, Wärme, Wasser oder Nahrung täglich in Frage gestellt ist.

Bleiben Sie rücksichtsvoll und geduldig auch bei auffälligem Verhalten! Holen Sie professionelle Hilfe!

Viele traumatisierte Menschen spalten das Erlebte zunächst ab, um überhaupt handlungsfähig bleiben zu können. Denken Sie daran: Diese Menschen kommen aus einem bedrohlichen Dauerstress. Sie verhalten sich vielleicht unangemessen, aggressiv, abweisend oder auf andere Art auffällig Ihnen oder anderen gegenüber. Symptome können sein: Eine schlechte Selbstregulation, völlige „Unterwerfung“, - nicht „Nein sagen können“, starre und unflexible Reaktionen, die Weigerung, sich an neue Situationen anzupassen, Angst vor menschlicher Nähe, Rückzug, Schweigen, „Erstarrung“ , die Unfähigkeit, sich kooperativ zu verhalten oder dankbar zu zeigen.

Achtung freiwillige Helfer/innen: Traumatisierung kann ansteckend sein!

Bei ehrenamtlichen oder auch hauptamtlichen Helfer/innen, kann ein Trauma durch Krieg, Gewalt oder Flucht von den betroffenen Menschen „übertragen“ werden. Auch das „sich empathisch mit Kindern aus Krisenregionen beschäftigen“ ist mir diesem Risiko verbunden.
Mögliche Anzeichen: Sie schalten auf „Autopilot“, sind plötzlich “gefühlstaub“ und haben ein von der Wirklichkeit „abgetrenntes“ Gefühl. Bilder von schlimmen, lebensbedrohlichen oder ausweglosen Situationen, die Ihnen berichtet worden sind, tauchen z.B. ungewollt auf. Konzentrations,- und Schlafstörungen oder „unerklärliche“ Gefühle von Beklemmung, Übererregung oder Angst können ebenfalls Symptome einer sogenannten „Sekundärtraumatisierung“ sein.

„Besorgt nachfragen“ und „Darüber reden“ tut nicht automatisch gut und kann mehr Schaden als Nutzen anrichten.

Sehen Sie daher möglichst davon ab, außerhalb Ihrer eigentliche Aufgabe /Ihres erlernten Berufes, eine gut gemeinte, persönliche Betreuung oder Beratung zu übernehmen. Weder den Betroffenen noch den Helfenden tut in dieser Situation eine intensive Beschäftigung mit dem Kriegs,- und Flucht-Erleben gut. Nehmen Sie notfalls Kontakt mit dafür geschultem Beratungspersonal oder dafür ausgebildete Ärzte/innen und Psychologen/innen auf, wenn ein Bedarf sichtbar wird.

Weitere Informationen auch unter:
frankfurt-hilft.de/unterstuetzungsangebote-fuer-fluechtlinge/
©/Quelle pro familia Darmstadt-Bensheim e.V./2015 // zur Verfügung gestellt im Rahmen der Arbeit der Frauennotrufe in Hessen

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