Erfahrungsbericht von Frau X.
"Erst vor kurzem (nach 30 Jahren) habe ich aufgehört, mich dafür zu schämen, innerhalb der Partnerschaft Gewalt erlebt zu haben und nicht gleich schreiend aus dem Haus gerannt zu sein. Sehr lange konnte ich mir das nicht verzeihen. Das hat sich - gottlob - endlich geändert und ich habe dadurch eine deutlich erhöhte Lebensqualität. Und meinen Frieden damit gemacht.
Ich vergleiche das gerne mit einer schweren Sportverletzung, um die man sich auch ein Leben lang immer mal wieder kümmern muss. Mal mehr, mal weniger und dann eine Zeitlang gar nicht mehr, dann wieder sehr intensiv. Endlich konnte ich meine Gewalterfahrung bei mir integrieren.
Dazu haben auch Sie, vom Frauennotruf, beigetragen und vielen Dank dafür. Eines der ersten Dinge, die Sie damals zu mir sagten, war, dass es nicht um das Vergessen geht, sondern darum, für das Erlebte einen (guten) Platz zu finden.
Vielen Dank nochmal dafür und herzliche Grüße,
X."
Erfahrungsbericht von „Jassi“
„Liebes Team des Frauennotrufs,
Trotz des Bewusstseins, dass es jede Frau einmal treffen kann, habe ich immer gedacht, dass mir „sowas“ nicht passiert. Durch all die Aufklärung, die man während seines Lebens als Mädchen erhält, dachte ich: Wenn ich doch einmal in diese Situation komme, dass mich jemand nötigt, weiß ich genau, was währenddessen und danach zu tun ist. Als ich kürzlich im Urlaub von einem Mann mit eindeutiger Absicht angegriffen wurde, der mir die Luft abgeschnürt hat und meine Hände niederdrückte, war all dieses „Wissen“, das ich meinte zu haben, wie weggeblasen. Ich konnte mich befreien und trotzdem wusste ich überhaupt nicht wohin mit mir, meinen Gedanken und auch meinen Fragen. Es herrschte einfach nur Verzweiflung und Ohnmacht in meinem Kopf.
Online habe ich dann die Telefonnummer des Frauennotrufs Frankfurt gefunden. Im ersten Schritt konnte ich einfach frei reden. Mir fiel es sehr schwer, alles so unverblümt auszusprechen, doch meine Beraterin hat mich total einfühlsam geleitet. Gemeinsam haben wir dann meine Gedanken sortiert, Möglichkeiten zum weiteren Vorgehen (organisatorisch, rechtlich und medizinisch) besprochen und die zu diesem Zeitpunkt beste Lösung gefunden. Was mich besonders dankbar macht: Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mir eine Vorgehensweise aufgezwungen wird. Es wurde darauf geachtet, dass alle kommenden Schritte zu mir passen und es mir schnell besser gehen soll.
In einem vereinbarten Folgetermin nach dem Heimflug hat sich das liebe Team nochmal nach meinem aktuellen Zustand erkundigt, mich bestärkt und mit Abstand zum Übergriff auftauchende Sorgen und Probleme besprochen - mit der Aussicht, dass ich mich auch weiterhin jederzeit melden kann. Ich habe mich so gut aufgehoben gefühlt und bin einfach super dankbar, den Frauennotruf gewählt zu haben. Tausend Dank nach Frankfurt!“
(Der Name - Jassi - ist anonymisiert.)